#42: Körpersekrete Teil 2: Ohrenschmalz, Popel & Eiter

#42 Körpersekrete

Teil 2: Ohrenschmalz, Popel & Eiter

 

Willkommen bei Wunderwelt Körper! Bevor wir heute über Nasensekret, Ohrenschmalz und Eiter reden, habe ich ein update für euch! In der vorherigen Episode über Schweiß habe ich euch erzählt, dass mein erster Freund Aaron ein Anti-Schwitz-Training absolviert hat, um sich auf die Football Jugend-EM in Spanien vorzubereiten. Ich hab nun die Info bekommen, dass das so nicht ganz stimmt. Das Training – unter anderem mit Pulli im Juli Radfahren – war gedacht, um den Kreislauf auf die Temperaturen vorzubereiten. Vor Ort hatten Sie dann einen eigenen Experten, der sie täglich abgewogen hat und auch die Trinkmengen vorgeschrieben hat. Danke Aaron fürs Aufklären. 

 

In dieser Episode geht es um ein Körpersekret das wir vor allem bei Verkühlungen und bei Allergien treffen: Das Nasensekret.

Das Nasensekret hat die wichtige Aufgabe, die Atemluft zu befeuchten und von Staub zu reinigen. Am meisten bemerken wir es, wenn man Popel oder eine rinnende Nase hat.

Aber den Hauptteil dieses Sekrets nimmt man gar nicht war! Täglich läuft circa ein halber Liter Nasensekret den Rachen hinunter und gesellt sich zu den Flüssigkeiten des Magens. 1 Yummi

Dieser steter Fluss Richtung Magen ist besonders wichtig. Wenn das Nasensekret nur in einer Ecke sitzen würde, könnten Krankheitserreger sich in aller Ruhe durchwurschteln und eine Infektion verursachen. Aber nicht so mit dem Nasensekret! Es wickelt die Krankheitserreger ein und führt sie im Null, komma Nix in die für sie tödliche Magensäure. 1

 

Der Teil des Nasensekrets der vorne bei den Nasenlöchern sitzt, trocknet schneller aus und wird damit zu einem Popel.

Nerd-tipp: Wenn in einer unbemerkten Sekunde dieser Popel in den Mund wandert, um vernascht zu werden, dann spricht die Fachwelt von der Mukophagie. 2

 

Popel und flüssiges Nasensekret kann man nicht nur vernaschen. Farbe, Menge und Konsistenz können einem auch Hinweise auf Erkrankungen geben. Durchsichtig ist gut, gelb und grün weniger. Färbungen dieser Art deuten auf eine Infektion oder eine Bakterienparty in der Nase hin. Es gibt sogar schwarzes Nasensekret. Entweder weil man zu viel Dreck eingeatmet hat, durch Drogen, Rauch oder dank einer Pilzinfektion. 1

Wenn die Nase rinnt, kann das viele Gründe haben:

Erkältung, Grippe, Allergien, Infektion in der Nase oder Kiefer, trockene Luft, Polypen in der Nase, oder wenn man sich irgendwas in die Nase steckt, was dort nicht hingehört. 3,4 Die Nase ist nicht nur Eintrittstor für Luft, Geruchspartikel und potentiellen Krankheitserregern.

Vor allem Kinder, aber auch Menschen mit Entwicklungsstörungen und psychischen Krankheiten stecken sich Zeug in die Nase. Entweder weil sie intensiv daran riechen wollten, oder einfach um den Körper weiter zu erkunden. Und da finden alle Objekte die da reinpassen ihren Weg! Steinchen, Perlen, sämtliches Essbares, wie Nüsse, Kreide oder Knopfbatterien! Manches bleibt Monate oder sogar JAHRE in der Nase. Gilt übrigens auch für die Ohren.

Großteils lassen sich diese Experimente aber durch kräftiges Schnäuzen oder einen kurzen Besuch beim Arzt wieder lösen. Diese haben manchmal so kleine Staubsauger, mit dem sie das Teil wieder rausholen. Eine andere Methode hat besonders mein Interesse geweckt: Man drückt das freie Nasenloch zu und bläst mit voller Kraft in den Mund der betroffenen Person. Der Druck soll dann das Zeug in der verstopften Nasenseite lösen. 5–8 Quasi ein Niesen durch einen Helfer!

 

Eine verstopfte oder rinnende Nase löst sich in der Regel von selbst. In manchen Fällen sollte man medizinisches Fachpersonal aufsuchen. Vor allem, wenn Babys betroffen sind. Für Erwachsene wird die Empfehlung ausgesprochen, wenn die Symptome länger als zehn Tage andauern, mit Fieber einhergehen oder das Nasensekret bereits eine unschöne gelbe, oder grüne Färbung bekommt. Insbesondere dann, wenn nach einer Kopfverletzung Blut und/oder ständiger klarer Ausfluss aus der Nase rinnt! 9

 

Ohrenschmalz ist das Pendent zum Nasensekret. Auch in unserem Ohr wachsen Haare. Diese Haare stecken je in einem Follikel, welches von einer Drüse begleitet wird. Diese Drüsen produzieren eben das Ohrenschmalz! Diese leicht klebrige Masse muss genau das tun – kleben. Damit wird Schmutz und Krankheitserreger der Eintritt in das Körperinnere verwehrt. Ähnlich zu diesen klebrigen Schnüren in Kuhställen, an denen die Fliegen kleben bleiben! Normalerweise fällt immer ein bisschen Ohrenschmalz aus den Ohren, bzw. wird rausgewaschen und Frisches wird nachgebildet. Ohrenschmalz ist also super. Blöderweise gibt es auch Ohrenschmalz, das die Gastfreundschaft des Ohres so schätzt, dass es dieses nicht verlassen möchte. Ohrenschmalz sammelt sich an, verhärtet eventuell und blockiert das Ohr. Das ist übrigens einer der häufigsten Gründe, weshalb man plötzlich schlecht hört!

Bei diesem Völlegefühl im Ohr ist oft der erste Impuls mit dem Finger oder einem Wattestäbchen reinzubohren. Das sollte man lieber lassen! Damit quetscht man das Ohrenschmalz noch weiter zusammen und hat nachher mehr Probleme als vorher. Die bessere Alternative ist, sich diesen Klumpen vom Arzt rausholen zu lassen, bzw. nach Absprache bestimmte Tropfen einzuträufeln, damit dieser feste Klumpen sich auflöst und morgens einem auf dem Polster entgegenwinkt.10–12,13

 

Als drittes Sekret in diesem Bunde gesellt sich der Eiter hinzu!

Im Gegenzug zu Schweiß, Ohrenschmalz und Nasensekret ist Eiter kein Körpersekret, dass wir dauerhaft an einer bestimmten Körperstelle produzieren. Jedenfalls nicht im gesunden Idealzustand.

Wenn wir von Eiter sprechen, sprechen wir automatisch auch von einer Wunde oder einer Entzündung. Das können sein: schmerzhafte Aufschürfungen, große Sportverletzungen, oder auch nur kleine unbemerkte Risse in der Haut. Aber auch ein Haarfollikel ist eine willkommene Körperöffnung. Wenn Fremdkörper, wie z.B Splitter oder Krankheitserreger in den Körper gelangen, dann beginnt ein innerlicher Kampf.

Während rote Blutkörperchen dem Blut seine Farbe geben und den Sauerstoff durch die Gegend transportieren, werden sie immer von den Underdogs begleitet.

In unserem Körper schwimmen dauerhaft, aber stets unter dem Radar, die weißen Blutkörperchen. Sie sind die Abwehr. Eine Polizeisystem unterteilt in verschiedene Abteilungen. Alle mit dem gleichen Ziel: Eindringlinge auszuschalten.

Wenn man also barfuß über eine Holzterrasse läuft und sich dabei einen Holzsplitter einzieht, dann senden die weißen Blutkörperchen einen Abwehrtrupp zu der betroffenen Stelle.

Und wo gehobelt wird, fallen Späne. Dieser Kampf der weißen Blutkörperchen äußert sich durch Rötung, Schwellungen und manchmal eben auch Eiter. 14–17,18

Eiter ist der Abfall dieses Kampfes. Es ist eine Mischung aus Zellabfall, Enzymen und Krankheitserreger selbst. . Diese Enzyme werden von weißen Blutkörperchen, aber auch von Krankheitserregern als Waffen für das jeweilige Gegenüber genutzt. 16,19

Genau das ist der Grund, weshalb man auf Eiterherden nicht wild herumquetschen sollte. Einerseits lungern auf unseren Händen und unter den Nägeln unzählige Bakterien, die sich nur zu gerne in die Wundenparty mischen. 20,21 Anderseits quetscht man mit dem Eiter ja auch die Krankheitserreger herum. Und die Infektion verbreitet sich. 17

Sollte man es mit einem großen Eiterherd zu tun haben, dann bitte ab zum Arzt. 22

Meistens hat Eiter eine weiß bis gelbliche Farbe.

Aber manchmal leuchtet einem schon grüner Eiter entgegen.

Sobald sie Bakterien finden, können die weißen Blutkörperchen sich ihr eigenes kleines Labor im Körper bauen: Einerseits produzieren sie Wasserstoffperoxid. Also das Molekül, das auch zum Haare bleichen verwendet wird. Zusätzlich haben sie ein Enzym, dass dieses körpereigene Haarbleichmittel in eine tödliche Säure verwandelt! Die weißen Blutkörperchen schwimmen also zu der infizierten Stelle, mixen dort ihr Wasserstoffperoxid mit dem Enzym und zack bum – halten sie diese wahnsinnig starke Säure in den Händen. Und die Bakterien fürchten sich zu recht!

Denn wenn sie damit in Kontakt kommen, frisst es ihnen ein Loch in die Oberfläche und tötet die Bakterien! Diese Säure wäre auch für gesunde menschliche Zellen nicht so ohne. Aber die Polizeizellen wenden diese Säure so gezielt an, dass das gesunde Gewebe weitgehend und sicher bleibt. 23,24

 

Fun fact:

Bis zu 30% aller Menschen kennen das ACHOO (Autosomal Dominant Compelling Helioopthalmic Outburst )Syndrom. Ein plötzliches HATSCHI, wenn man in ein helles Licht schaut. Ich zähle mich da definitiv dazu. Das ist auch der Grund, weshalb Ben in der Mehrheit der Fälle nicht „Gesundheit“, sondern einfach „Sonne“ sagt.

Wenn ich oder andere Menschen niesen, schleudern wir sämtliche Keime mit bis zu 160 km/h in die Luft. Na g‘schmackig.

 

Zusammenfassung:

Dank dem stets rinnenden Nasensekret werden Krankheitserreger direkt in die für sie tödliche Magensäure geführt. Den Teil, der vertrocknet, kennen wir als Popel und winkt aus dem Nasenloch raus. In dem Gegensatz zu dem Nasensekret ist Ohrenschmalz klebriger und hält potentielle Krankheitserreger fest. Eiter ist eine Mischung aus Zellabfall, Bakterienteile und Enzyme. Farbe und Geruch können einiges über den Eiter und Zustand der Wunde aussagen.

Falls du ein Thema hast bei dem du dich fragst, „wie funktioniert das eigentlich?“, dann schreib mir per Mail: hallo@wunderweltkoerper.com.

Bis zum nächsten Mal bei Wunderwelt Körper!

Servus und Baba

 

  1. Cleveland Clinic. Mucus Color: What Does it Mean? . Cleveland Clinic (2021). Available at: https://health.clevelandclinic.org/what-the-color-of-your-snot-really-means/. (Accessed: 14th March 2022)
  2. Bionity. Nasenbohren. Bionity Available at: https://www.bionity.com/de/lexikon/Nasenbohren.html. (Accessed: 16th March 2022)
  3. Mayo Clinic. Runny nose . Mayo Clinic (2021). Available at: https://www.mayoclinic.org/symptoms/runny-nose/basics/definition/sym-20050640. (Accessed: 14th March 2022)
  4. Fried, M. P. Nasal Congestion and Discharge . MSD Manual Consumer Version (2021). Available at: https://www.msdmanuals.com/home/ear,-nose,-and-throat-disorders/symptoms-of-nose-and-throat-disorders/nasal-congestion-and-discharge. (Accessed: 16th March 2022)
  5. Stanford Chrildren’s Health. Foreign Bodies in the Ear, Nose, and Airway. Stanford Chrildren’s Health Available at: https://www.stanfordchildrens.org/en/topic/default?id=foreign-bodies-in-the-ear-nose-and-airway-90-P02035. (Accessed: 16th March 2022)
  6. Heim, S. & Maughan, K. Foreign Bodies in the Ear, Nose, and Throat . Am. Fam. Physician
  7. Baranowski, K., Aaraj, M. S. Al & Sinha, V. Nasal Foreign Body. Fleisher Ludwig’s 5-Minute Pediatr. Emerg. Med. Consult (2021). doi:10.1016/b978-032304026-6.50034-x
  8. MedlinePlus Medical Encyclopedia. Foreign body in the nose. MedlinePlus Medical Encyclopedia Available at: https://medlineplus.gov/ency/article/000037.htm. (Accessed: 16th March 2022)
  9. Mayo Clinic. Runny nose When to see a doctor . Mayo Clinic (2021). Available at: https://www.mayoclinic.org/symptoms/runny-nose/basics/when-to-see-doctor/sym-20050640. (Accessed: 14th March 2022)
  10. Cleveland Clinic. Earwax: Blockage Symptoms, How to Remove & Clean. Cleveland Clinic (2021). Available at: https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/14428-ear-wax-buildup–blockage. (Accessed: 23rd March 2022)
  11. Mayo Clinic. Earwax blockage . Mayo Clinic (2021). Available at: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/earwax-blockage/symptoms-causes/syc-20353004. (Accessed: 23rd March 2022)
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  20. Pottinger, J., Burns, S. & Menske, C. Bacterial carriage by artificial versus natural nails. Am. J. Infect. Control 17, 340–344 (1989).
  21. BBC Future. What lives under your fingernails? . BBC Future Available at: https://www.bbc.com/future/article/20160622-what-lives-under-your-fingernails. (Accessed: 8th April 2022)
  22. Süddeutsche Zeitung. Entzündungszeichen: Eiter nicht selbst entfernen . Süddeutsche Zeitung (2018). Available at: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/gesundheit-entzuendungszeichen-eiter-nicht-selbst-entfernen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-180403-99-738181. (Accessed: 6th April 2022)
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  24. Schürmann, N. et al. Myeloperoxidase targets oxidative host attacks to Salmonella and prevents collateral tissue damage. Nat. Microbiol. 2, 1–9 (2017).

 

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